Nicht viele jährliche MTB-Rennen bieten eine so einzigartige und atemberaubende Umgebung wie das Škoda Titan Desert Marokko. Inmitten der Dünen der Sahara und des Atlasgebirges zieht das Rennen Jahr für Jahr die Fahrer in seinen Bann und erhebt einige von ihnen sogar in den Status einer Legende. We Love Cycling sprach mit Jesús Garcia, dem CEO des Veranstalters und ehemaligen sechsfachen Teilnehmer des Rennens, um uns einen Einblick in die Ursprünge und die Entwicklung des Rennens zu geben.
Aber was ist eigentlich Škoda Titan Desert?
Der Škoda Titan Desert Marokko ist ein prestigeträchtiges Mountainbike-Rennen über sechs Etappen, dass jedes Jahr in der marokkanischen Wüste, Sahara stattfindet und eine Vielzahl von Teilnehmern anzieht, darunter Profis und Amateure aus der ganzen Welt. Der Ursprung der Veranstaltung ist eng mit der Rallye Dakar verbunden; die erste Ausgabe wurde 2006 organisiert und das Rennen hat sich seitdem zu einem der härtesten und anspruchsvollsten Rennen weltweit entwickelt. Unter den rund 5.500 Teilnehmern konnten die Zuschauer im Laufe der Jahre Radsportlegenden wie Miguel Induráin, Anna Ramírez, Josep Betalú, Roberto Heras, Melchor Mauri und Sylvain Chavanel erleben.
Die diesjährige Strecke des Škoda Titan Desert Marokko, die vom 30. April bis zum 5. Mai stattfindet, beginnt in der Stadt Boumalne Dades und endet in Maadid, wobei die Fahrer die Dünen von Erg Chebbi und das Gebirge Jbel Ougnat durchqueren. Die Strecke führt über insgesamt 625 Kilometer mit über 7.000 Höhenmetern, wobei die längste Etappe 133,5 Kilometer lang ist. Die Fahrer müssen alle Etappen ohne Unterstützung bewältigen und dabei steile Anstiege, felsige Abfahrten und riesige Sanddünen sowie tagsüber Temperaturen von über 40 °C überwinden.
Das schafft natürlich eine sehr wettbewerbsorientierte und herausfordernde Atmosphäre, aber das Manifest des Rennens, das den „Titan Spirit“ beschreibt, ermutigt die Fahrer auch, „selbstlos einem Kameraden zu helfen“ und Freundschaften zu schließen. In diesem Sinne können die Fahrer am Ende jeder Etappe in dem berühmten großen Nomadenbiwak in der Wüste, in dem etwa 700 Teilnehmer übernachten, Kontakte knüpfen und sich entspannen.
Zurück zu Jesús Garcia. Mit einem akademischen Hintergrund in den Bereichen körperliche Aktivität und Sportwissenschaften ist er derzeit Präsident von Experientia S&E, CEO von MKTG Spanien und RPM Sports und beteiligt sich an der Organisation des Škoda Titan Desert Marokko. Bevor er Teil des Titan-Teams wurde, absolvierte Garcia zwischen 2012 und 2019 sechs Škoda Titan Desert Marokko-Rennen und sammelte dabei insgesamt 3.829 km, was ihn zu einer Titan-Legende macht. Man könnte also kaum jemanden finden, der besser qualifiziert wäre, uns durch die Entwicklung des Rennens aus verschiedenen Blickwinkeln zu führen.
Was ist die größte Veränderung, die ihr seit der ersten Auflage (2006) des Rennens bemerkt habt?
Wie ihr euch vorstellen könnt, waren die Veränderungen enorm. Die erste Ausgabe war für alle ein Abenteuer, ob man nun Teilnehmer oder Teil des Organisationsteams war. Obwohl wir über viel Erfahrung verfügten und Marokko sehr gut kannten, hatten wir noch nie eine Veranstaltung dieser Art und mit so komplexen Abläufen durchgeführt. Ich möchte euch daran erinnern, dass Veranstaltungen dieser Art im Jahr 2006 noch nicht so bekannt und beliebt waren wie heute.
Heute können wir sagen, dass der Škoda Titan Desert Marokko zu einer weltweiten Referenzveranstaltung für MTB-Etappenrennen geworden ist.
Und das unter Beibehaltung des Abenteuergeistes und der Selbstverbesserung der ersten Ausgabe mit einer zusätzlichen größeren sportlichen Herausforderung, mehr Komfort und erstklassigen Dienstleistungen für die Teilnehmer.
Wie sehr unterscheidet sich deine jetzige Rolle im Rennen von der, die du zu Beginn übernommen hast?
Vor 17 Jahren träumten wir davon, die „Dakar“ des Mountainbikens zu schaffen, und es gelang uns, 150 Fahrer in die marokkanische Wüste zu bringen – ein Traum, der wahr geworden ist. Später habe ich als Titan Legend 3.500 km zurückgelegt und bin heute CEO des Unternehmens, das Hunderte von Radsportlern auf die Trails von Marokko, Almeria, Saudi-Arabien und anderen zukünftigen Zielen bringt. Und das alles, ohne den Geist des Jahres 2006 zu verlieren.
Was zieht deiner Meinung nach die Fahrer zu einem solch extrem anspruchsvollen Event? Was ist der einzigartige „Spirit“ der Titan Desert?
Das Erste, was die Titanen verführt, ist die Umgebung, die imposante marokkanische Wüste. Sie kann ungeheuer lebensfeindlich sein, aber gleichzeitig kann sie zum idealen Schauplatz für die Bewältigung der wichtigsten Herausforderung ihres sportlichen und für manche vielleicht auch persönlichen Lebens werden. Stundenlanges Radfahren in der Wüste bringt einen früher oder später an seine Grenzen, und da kommt ein Teil von einem zum Vorschein, von dem man bis zu diesem Moment nicht einmal wusste, dass er existiert. Viele Titanen haben uns buchstäblich gesagt, dass dieses Abenteuer ihre Sicht auf das Leben verändert hat. Es ist eine Woche, in der die Aufopferungsbereitschaft und die Fähigkeit der Titanen, sich selbst zu verbessern, ungeahnte Ausmaße annehmen.
Ein weiterer Aspekt, der den Škoda Titan Desert Marokko einzigartig macht, ist der „Titan Spirit“. Er ist nicht sichtbar, er hat keine Körperlichkeit, aber er ist in allen Lagern des Rennens präsent. Es ist Kameradschaft, es ist Gesellschaft, es ist Solidarität, es ist ein „heute für dich und morgen für mich“. Es ist die Freude mit den anderen Abenteurern nach dem Überqueren der Ziellinie und es ist der Austausch der Erfahrungen des vergangenen Tages, um sich gemeinsam auf den nächsten vorzubereiten. Der Škoda Titan Desert Marokko ist die beste Erfahrung, die Sport und Zusammenleben für 24 Stunden am Tag zwischen Menschen, die die gleiche Leidenschaft teilen, verbindet: ein Mountainbike-Marathon.