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Tour de France Vorschau: Worauf ich achte. Von Kasia Niewiadoma

Von Kasia Niewiadoma

Die 112. Ausgabe der Tour de France steht kurz bevor – und ganz ehrlich: Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr ich mich auf die kommenden Wochen freue. Ich kann es kaum erwarten, wieder in diesen vertrauten Rhythmus einzutauchen: Morgens Training, danach das tägliche Ritual, dem Rennen gespannt zuzusehen. Es ist die schönste Zeit des Jahres für Radsportfans!

Während wir alle den Start der legendärsten Grand Tour feiern, dürfen wir nicht vergessen, dass am Sonntag auch der Giro d’Italia Women beginnt – mit einem 14,2 km langen Einzelzeitfahren im Herzen von Bergamo. In der ersten Woche gibt’s also Radsport satt: Die Frauen kämpfen um das Rosa Trikot, während sich die Männer in Richtung entscheidende Tour-Woche hocharbeiten. Beide Rennen könnt ihr auf HBO Max sehen und über ProCyclingStats live verfolgen.


Das Duell, auf das wir alle warten

Wie so viele Fans fiebere ich dem Duell zweier Legenden entgegen: Tadej Pogačar gegen Jonas Vingegaard. Allein dieses Duell könnte die Tour unvergesslich machen. Aber ich bin genauso gespannt, wie sich Fahrer wie Remco Evenepoel, Primož Roglič oder Enric Mas schlagen. Können sie die Favoriten in taktisch schwierige Situationen bringen? In einer Tour wie dieser ist alles möglich.

Dass Visma–Lease a Bike und UAE Team Emirates die stärksten Teams stellen, ist kein Geheimnis. Doch genau das macht es so spannend zu sehen, wie die Konkurrenz darauf reagiert. Wer wächst über sich hinaus? Wer hinterlässt seinen Stempel auf dieser Tour?


Warum die Tour einzigartig ist

Die Tour de France ist ein Rennen wie kein anderes. Die mediale Aufmerksamkeit ist riesig, die Fanmassen an der Strecke überwältigend – im besten Sinne. Für Sponsoren zählt jeder einzelne Tag, deshalb ist das Rennen von Anfang an schneller, härter und intensiver.

Natürlich dreht sich vieles ums Gelbe Trikot, aber im Peloton laufen unzählige Rennen parallel. Teams kämpfen um das Grüne Trikot mit ihren Sprintern, andere jagen Ausreißversuche, wieder andere konzentrieren sich nur darauf, die erste Woche unbeschadet zu überstehen. Manchmal dauert es zwei Stunden, bis sich überhaupt eine Spitzengruppe gebildet hat – unzählige Attacken inklusive. Die Intensität lässt nie nach.


Klassiker-Chaos in Woche 1

Die erste Woche verspricht echtes Klassiker-Feeling: schmale Straßen, kurze Anstiege, schnelle Abfahrten – jede Menge Möglichkeiten für aggressive Fahrer. Etwas für Mathieu van der Poel oder Wout van Aert – vorausgesetzt, seine Form stimmt.

Die erste Woche könnte Wout van Aert entgegenkommen. © Profimedia

Wir bekommen auch die ersten echten Sprintduelle zu sehen: Milan vs. Philipsen vs. Girmay – das wird spannend. Und dann ist da noch Etappe 5: ein 33 km langes Einzelzeitfahren. Genug, um ernsthafte Zeitabstände im Gesamtklassement zu erzeugen. Ich bin besonders gespannt, wie sich Pogačar schlägt – beim Dauphiné-Zeitfahren verlor er zuletzt ein paar Sekunden auf Vingegaard. Und Remco? Der wird sicher jede Sekunde nutzen wollen.

Die erste Woche einer Grand Tour ist immer ein Auf und Ab – physisch wie emotional. Das Feld ist nervös, Positionskämpfe allgegenwärtig, Stürze leider häufig. Schon oft haben Favoriten ihre Tour-Chancen verloren, bevor überhaupt die Berge beginnen. Ich hoffe sehr, dass alle gesund durchkommen – da drin ist es ein wahnsinniger Kampf, und mein Herz ist bei den Fahrern.


Ein Blick auf den Giro d’Italia Women

Jetzt zum Giro Donne: acht Etappen, und meiner Meinung nach die bisher härteste Ausgabe. Für Sprinter gibt’s vielleicht eine Chance – auf Etappe 5. Besonders freue ich mich auf Etappe 4 mit dem brutalen Schlussanstieg nach Pianezze. Dort dürfte es im Gesamtklassement ernsthafte Veränderungen geben.

Ich bin gespannt, wie Elisa Longo Borghini ihren Titel gegen das extrem starke SD-Worx-Team verteidigen will – mit Anna van der Breggen zurück im Teamwagen und Stars wie Lotte Kopecky, Marlen Reusser, Antonia Niedermaier und Juliette Labous im Kader. Und nicht zu vergessen: Évita Muzic, die derzeit super in Form ist.

Zwar endet der Giro nicht auf Etappe 4, aber diese Bergetappe könnte entscheidend sein – oder zumindest das Rennen neu sortieren.


Mein Blick auf die Konkurrenz

Für mich ist das Zuschauen beim Giro mehr als nur Unterhaltung – es ist Teil meiner Rennvorbereitung. Ich achte genau darauf, wie meine späteren Tour-Gegnerinnen fahren, wie sie angreifen, sich positionieren, regenerieren. Ich muss ihre Stärken und Schwächen kennen, um sie zu meinem Vorteil nutzen zu können.

Die Tour rückt näher – und jedes Detail zählt.