Die 113. Ausgabe der Tour de France wurde am 23. Oktober 2025 in Paris vorgestellt und wird vom 4. bis zum 26. Juli 2026 ausgetragen. Der Start ist spektakulär: Grand Départ in Barcelona, direkt weiter in die Pyrenäen, dann quer durch Frankreichs Mittelgebirge – und zum Schluss ein alpines Feuerwerk vor dem traditionellen Finale in Paris.
Es ist eine Strecke, die nicht darauf wartet, dass die Alpen für Drama sorgen. Stattdessen verlangt sie vom ersten Tag an Aggressivität, taktische Disziplin und Ausdauer.
Historischer Start in Barcelona
Zum ersten Mal in der Geschichte startet die Tour in Barcelona. Zwar hat die katalanische Metropole bereits 1957, 1965 und 2009 Etappen beherbergt, doch nie den Auftakt. Der Grand Départ umfasst drei charakterstarke Tage in Katalonien – mit allem, was das Radsportherz höherschlagen lässt.
Etappe 1 – Mannschaftszeitfahren, 19,7 km (Barcelona → Barcelona)
Ein kurzes, technisches Stadtrundfahren mit dem legendären Anstieg zum Montjuïc, wo einst die Formel-1-Strecke und das Olympiagelände von 1992 lagen. Zum ersten Mal seit 1971 eröffnet wieder ein Teamzeitfahren die Tour – mit potenziell riesigen Auswirkungen. Teams wie Visma–Lease a Bike, UAE Team Emirates oder INEOS Grenadiers können einen deutlichen Vorsprung in der Gesamtwertung herausfahren.
Etappe 2 – Tarragona → Barcelona (~178 km)
Eine malerische Küstenstrecke entlang des Mittelmeers in Richtung Norden, die von exponierten Abschnitten unterbrochen wird, auf denen Seitenwind für Chaos sorgen könnte. Wahrscheinlich endet es in einem Sprint eines reduzierten Feldes – oder in einem späten Angriff über den Montjuïc zurück ins Stadtzentrum.
Etappe 3 – Granollers → Les Angles (Pyrenäen)
Schon am dritten Tag geht’s in die Höhe. Der Schlussanstieg nach Les Angles (1.600 m) ist nicht brutal, aber lang genug, um die Formschwachen früh zu entlarven. Die GC-Konkurrenten werden sich hier gegenseitig messen.
Dieses Eröffnungsdrittel ist bewusst unruhig gestaltet: keine Prozessionen, kein Abwarten – vom ersten Kilometer an Vollgas.
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Quer durch Frankreich: Ständige Prüfungen
Nach dem Grenzübertritt führt die Route diagonal durchs Land, durchquert nahezu alle großen Gebirgsketten und endet schließlich in den Alpen.
Die erste Woche endet mit einer Berggipfeletappe in Gavarnie-Gèdre – ein Terrain, das leichten Kletterern wie Landa, Rodríguez oder Caruso früh entgegenkommen dürfte.
In der zweiten Woche geht es durchs Massif Central, wo Hitze, Wind und welliges Terrain oft mehr schmerzen als steile Rampen. Hier wittern Ausreißer-Expert*innen wie Matej Mohorič oder Magnus Cort ihre Chance.
Ein Abstecher in die Vogesen bringt kürzere, explosive Anstiege – perfekt für Fahrer vom Typ Pidcock, Alaphilippe oder Skjelmose.
Neu im Programm: das Plateau de Solaison – zum ersten Mal Teil der Tour. Ein harter Anstieg mit durchschnittlich 9 % Steigung, prädestiniert als Gradmesser für das Gesamtklassement, noch bevor die Alpen beginnen.
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Zeitfahren: Präzision zählt
Zwei Prüfungen gegen die Uhr prägen die Tour 2026:
Etappe 1: Mannschaftszeitfahren in Barcelona
Späte Etappe: Einzelzeitfahren rund um den Genfer See (~35 km)
Das zweite Zeitfahren könnte entscheidend werden: leicht wellig, taktisch anspruchsvoll und perfekt platziert, um vor den letzten Bergetappen noch einmal alles durcheinanderzuwirbeln. Allrounder wie Tadej Pogačar oder Remco Evenepoel könnten hier aus Sekunden ganze Minuten machen.
Das entscheidende Alpen-Doppel
Zum Schluss wird’s monumental. Der letzte Alpenblock sieht nach purer Epik aus:
Etappe 19 – Gap → Alpe d’Huez
Ein langer Tag mit zunehmender Steigung über La Mure und Ornon, bevor die legendären 21 Haarnadelkurven von Alpe d’Huez warten. Sie können ein Feuerwerk von den GC-Konkurrenten erwarten und vielleicht sogar die ersten echten Risse unter den reinen Kletterern.
Etappe 20 – Bourg d’Oisans → Alpe d’Huez
(Über Croix de Fer, Télégraphe & Galibier)
Die Königsetappe: fast 5.000 Höhenmeter, doppelte Auffahrt zur Alpe d’Huez (inklusive Abfahrt über den Col de Sarenne) und zwei mythische Alpenpässe. Diese Etappe wird über Sieg oder Niederlage im Kampf um Gelb entscheiden.
Diese Konfiguration gab es noch nie – ein Geniestreich der Streckenplaner*innen, irgendwo zwischen Genialität und Grausamkeit.
Wer auf der 20. Etappe oben auf der Alpe d’Huez in Gelb ankommt, wird es tags darauf stolz durch Paris tragen.
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Finale in Paris – mit Montmartre-Twist
Die letzte Etappe führt traditionell nach Paris, doch mit einer Besonderheit: Ein Rundkurs über Montmartre feiert sein Comeback – mit Kopfsteinpflaster, kurzen Anstiegen und grandiosem Skyline-Blick. Hier haben Sprintstars mit Punch die Nase vorn: Philipsen, Pedersen, Jakobsen – vielleicht sogar Girmay.
Für wen ist diese Tour gemacht?
Tadej Pogačar: Frühberge, spätes Zeitfahren, viele Gipfelankünfte – wie für ihn geschrieben.
Jonas Vingegaard: Wird Galibier & Lioran lieben, muss aber das frühe TTT überstehen.
Remco Evenepoel: Zeitfahren spricht für ihn – wenn er die Alpen überlebt.
Carlos Rodríguez / Juan Ayuso: Heißblütige Außenseiter mit starkem Allroundprofil.
Primož Roglič: Kontrolliert, kraftvoll, gefährlich – wenn er gesund bleibt.
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Was dich erwartet
Frühe Spannung: Das Teamzeitfahren in Barcelona wird das Gesamtklassement sofort auseinanderziehen – erste Sekunden, erste Nerven, erste Warnschüsse.
Windkanten-Drama: Auf den Etappen 2 bis 4 entlang der Mittelmeerküste könnte das Peloton in Stücke gerissen werden – wer kurz unaufmerksam ist, verliert alles.
Zermürbende Mittelwoche: Das Massif Central und die Vogesen wirken harmlos, sind es aber nicht. Das ständige Auf und Ab werden die müden Beine aussortieren, noch bevor die Alpen beginnen.
Alpine Hölle: Mit Les Angles, Gavarnie, Solaison und doppelter Alpe d’Huez entscheidet am Ende die Regeneration.
Die Tour de France 2026 hat alles, was eine echte Klassiker-Ausgabe braucht: einen mutigen Start im Ausland, eine Route, die keine Passivität duldet, und ein Finale, das Legenden schreibt.
Diese Tour dreht sich nicht ums Verteidigen – sondern ums Mutig sein, ums Angreifen, ums Erobern des Gelben Trikots.
Wir können den Start kaum erwarten.



