Du wolltest schon immer mal wissen, wie es sich anfühlt, gegen die Uhr zu fahren wie ein Zeitfahr-Spezialist der Tour de France? In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du dein eigenes Solozeitfahren gestalten kannst – und dabei den Reiz eines perfekt getakteten Ritts erlebst, ganz egal, auf welchem Fitnesslevel du unterwegs bist.
Was macht ein Zeitfahren aus?
Zeitfahren sind der reinste Leistungstest im Radsport: nur du, die Straße und die Uhr. Bei der diesjährigen Tour gibt es zwei Einzelzeitfahren (TT): Etappe 5 ist ein klassisches Zeitfahren über 33 km flaches Terrain, Etappe 13 dagegen ein selteneres Bergzeitfahren über 10 km mit 650 Höhenmetern. Kein Windschattenfahren, kein Verstecken – jede:r fährt allein. So sieht ein typisches Tour-Zeitfahren aus:
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Distanz: 10–40 km
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Höhenmeter: Gering bis moderat
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Erlebnis: Volle Konzentration auf Aerodynamik, Pacing und Körpergefühl – vom Start bis ins Ziel nahe der eigenen Schwelle
Wie gestaltest du deine eigene Zeitfahr-Etappe?
Du brauchst kein TT-Bike und keinen Mechaniker im Teamwagen – was zählt, ist das richtige Pacing, mentale Stärke und die Bereitschaft, aus der Komfortzone zu gehen. Damit du das Zeitfahr-Feeling realistisch und deinem Level entsprechend erleben kannst, haben wir vier Formate entwickelt – passend zu verschiedenen Fahrertypen.
Mach den Quiz-Test, finde heraus, was für ein Fahrertyp du bist – und wähle dann unten dein ganz persönliches Rennen gegen die Uhr.
Der Couch-Cruiser
Streckenwahl:
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Distanz: 5–10 km
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Höhenmeter: Weniger als 100 m
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Steigungen: Keine – komplett flach ist ideal
Besonderheiten:
Nutze eine ruhige Rundstrecke oder ein Out-and-Back
Bonus: ein fotogener Ort für dein „Aero-Tuck“-Selfie
Bike-Computer auf „Speed only“ – oder ganz ohne Display: nur du und das Gefühl
So fährst du:
Locker einrollen, dann stell dir vor, du fährst das entscheidende Zeitfahren der Tour. Fahr die Strecke mit Fokus, gleichmäßigem Tempo – und bleib weg von der Bäckerei. Im Ziel: dramatisch aufrichten, jubeln wie im gelben Trikot. Ausrollen, reflektieren, vielleicht posten.
Der Sunday Spinner
Streckenwahl:
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Distanz: 12–18 km
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Höhenmeter: max. 200 m
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Steigungen: Rollend, aber moderat – keine steilen Rampen
Besonderheiten:
Ideal: autofreie Strecke oder Radweg
Out-and-Back macht’s einfacher
Kaffee-Stop danach – Belohnung muss sein
So fährst du:
Kurz warmfahren, dann aus dem Stand los. Fahr ein Tempo, das „cool aussehen trotz Keuchen“ beschreibt. Achte auf Haltung und Atmung, nicht überpacen. Im Ziel: Selfie mit Schweiß, das ist dein Maillot Jaune-Moment.
Der Puls-Perfektionist
Streckenwahl:
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Distanz: 20–30 km
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Höhenmeter: 200–300 m
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Steigungen: Flach bis leicht hügelig, max. 3 %
Besonderheiten:
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Möglichst verkehrsarm und ohne Stopps
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Optimal: ein Segment zum Vergleichen und Tracken
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15 Min Warm-up mit kurzen Schwellen-Intervallen vor dem TT
So fährst du:
Nach dem Warm-up startest du dein TT bei ~90 % FTP. Halte Watt und Kadenz konstant. Keine Sprints auf Kuppen oder in Kurven – es geht um Disziplin, nicht um Show. Aero bleiben, gleichmäßig atmen. Wenn du bei Minute 15 aufgeben willst, machst du’s genau richtig. Stark zu Ende fahren, TSS checken, Espresso trinken – und schweigen. Deine Daten sprechen für dich.
Der Vollgas-Fanatiker
Streckenwahl:
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Distanz: 35–45 km
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Höhenmeter: max. 400 m
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Steigungen: maximal 1–2 % – gleichmäßig > spektakulär
Besonderheiten:
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Strecke ohne Unterbrechungen
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Aero-Setup: Helm, Haltung, Reifendruck – alles feinjustiert
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Vorbereitungsplan: 20–30 Min Warm-up, Materialcheck, Pacing-Schema
So fährst du:
Nach einem strukturierten Aufwärmen (inkl. 3×1 Min @ 120 % FTP) rollst du an den Start. Die ersten 5–10 Min bei 95–97 % FTP, dann auf 100–102 % einpendeln. Die letzten 5–10 Min: Wenn die Beine mitmachen, auf 105 %+. Kontrolliere über Puls, Atmung, mentale Schärfe. Gleichmäßiger Tritt, keine Ablenkung. Denk dran: Zeitfahren gewinnst du nicht mit Ego, sondern mit Excel.