Gemeinsam fahren – Sich gegenseitig bei Rückschlägen unterstützen
Rückschläge sind für Radsportler unvermeidlich, doch wenn man in einer Beziehung ist, betrifft eine Verletzung oder Krankheit eines Partners beide. Wie man gemeinsam damit umgeht, kann die Bindung vertiefen oder unerwartete Spannungen erzeugen. Dieser Artikel zeigt, wie Paare sich in Phasen des Ausfalls und Comebacks unterstützen können.
Verlust der Identität
Es mag dramatisch klingen, hier von Identität zu sprechen. Aber wenn Radfahren dein Haupthobby, deine Leidenschaft und dein Weg ist, um den Stress des Alltags zu bewältigen – und es deinem Partner ebenso geht –, wird es zu einem großen Teil deiner Persönlichkeit. Wenn du dann nicht fahren kannst, ist das mehr als nur eine Unannehmlichkeit.
Für ein radfahrendes Paar verstärkt sich das Problem: Man verliert gemeinsame Qualitätszeit und muss mit unangenehmen Gefühlen wie Schuld, Frustration und Neid umgehen. Es ist wichtig, einen gesunden Umgang damit zu finden, wenn der Partner aufgrund einer Verletzung oder Krankheit nicht fahren kann – denn leider gehören solche Phasen zum Leben dazu.
Solltest du von deinen Fahrten erzählen?
Es ist nur natürlich, neidisch auf den Partner zu sein, wenn dieser bei perfektem Wetter eine Runde drehen kann, während man selbst zu Hause festsitzt. Und auch für den anderen ist es schwierig: Es fällt leicht, sich schuldig zu fühlen, wenn man beim Radfahren Spaß hat, während der Partner leidet.
Der erste Schritt ist, diese Gefühle anzuerkennen. Manchmal wünscht man sich einfach die Bestätigung, dass der Partner sich für einen freut. Oder man möchte hören, dass der Partner einen auf den Fahrten vermisst. Für meine Freundin und mich hilft es, wenn derjenige, der unterwegs ist, Fotos von der Tour schickt. Für andere Paare könnte das jedoch alles nur schlimmer machen. Offenheit ist entscheidend, um herauszufinden, was für euch funktioniert.
Gemeinsam fahren – Umgang mit Konkurrenzdenken
Umgang mit Frustration und Isolation
Je länger der Partner pausieren muss, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass er sich frustriert und isoliert fühlt. Es ist essenziell, diese Gefühle ernst zu nehmen und ihnen Raum zu geben.
Wenn du der verletzungsfreie Partner bist, vermeide es, den Schmerz zu verharmlosen oder Vergleiche zu ziehen. Sätze wie „Du bist doch bald wieder fit“ oder „Immerhin hast du dir nicht die Beine gebrochen“ wirken abwertend, auch wenn sie gut gemeint sind. Besser ist es, nachzufragen: „Was ist für dich am schwersten daran?“ – und dem Partner Raum zum Reden zu geben.
FOMO und depressive Verstimmungen überwinden
Bei sehr langen Genesungsphasen ist es normal, dass sich depressive Verstimmungen einstellen. Die Angst, etwas zu verpassen (FOMO), wird sehr real und die psychische Gesundheit leidet. Es gibt keinen einfachen Trick, der das auflöst.
Für meine Freundin und mich hilft es, gemeinsam Radrennen zu schauen, sich aktiv in die Reha des anderen einzubringen und Zukunftspläne zu schmieden – auch wenn es nur um die nächste Saison geht.
Insgesamt hilft es, Krankheit oder Verletzung als gemeinsame Herausforderung zu sehen. Auch wenn es manchmal albern klingt: Diese Haltung macht es einfacher, verbunden zu bleiben, und die Zeit der Genesung wird Teil eurer gemeinsamen Geschichte.
Comeback-Dynamik
Es ist enorm wichtig zu verstehen, dass die Rückkehr aufs Rad selten geradlinig verläuft. Versuche nicht, in den ersten Tagen und Wochen verlorene Zeit aufzuholen – das richtet oft mehr Schaden an.
Vermeide Vergleiche und Leistungszahlen so gut es geht, und konzentriere dich auf die Freude am Radfahren selbst. Feiere, dass ihr wieder gemeinsam Zeit auf dem Rad verbringen könnt.
Vielleicht werdet ihr nicht sofort wieder das gleiche Tempo oder die gleiche Distanz fahren können. Aber wenn ihr zusammenhaltet, bewegt ihr euch trotzdem gemeinsam vorwärts.