Für viele Radsportler*innen bedeutet Winter: ab in die Garage, Smart Trainer einschalten und auf Zwift oder Rouvy strukturierte Intervalle abspulen. Indoor Cycling hat längst seine eigene Kultur entwickelt – mit virtuellen Rennen, Power-ups und kompletten Trainingsplänen, die nie das Wohnzimmer verlassen. Doch trotz dieses Hypes bin ich bis heute nicht Teil dieser Welt.
Nicht weil ich etwas gegen Indoor-Training hätte. Und das hier ist auch keine Artikelserie, die dich vom Rollentrainer abhalten soll. Stattdessen möchte ich zeigen, wie ich mein Wintertraining angehe – und was passieren müsste, damit ich selbst aufs Indoor-Bike steige.
Warum ich im Winter weiterhin draußen fahre
Zuerst: Ich höre nicht komplett auf, draußen zu fahren, sobald die Temperaturen sinken. Solange es nicht friert und die Straßen trocken sind, sitze ich meist auf meinem Rennrad. Gute Winterbekleidung macht enorm viel aus. Natürlich passieren Fehler: Neulich kam ich mit einer ordentlichen Erkältung heim, weil ich den Wind unterschätzt und meine Jacke überschätzt habe. Solche Patzer passieren dir auf dem Smart Trainer garantiert nicht.
Wenn es dann richtig winterlich wird – Temperaturen unter null, gefrorener Boden, endlich kein Matsch mehr – steige ich aufs Mountainbike. Winter-MTB macht mir ehrlich gesagt riesigen Spaß. Es hat etwas Kindliches, über frostige Trails zu carven und vereiste Passagen zu meistern. Trotzdem: Das Training wird unregelmäßiger und wetterabhängiger. Manche Wochen geht einfach gar nichts.
Warum ich keinen Drang zum Indoor-Trainer verspüre
Mehrmals habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, mir einen Rollentrainer zuzulegen. Ich habe Preise verglichen, Reviews geschaut und mir ausgemalt, wie ich virtuelle Alpenpässe hochklettere oder mich in Zwift-Rennen austobe.
Aber am Ende brauche ich kein strukturiertes Indoor-Training, um im Winter fit, motiviert oder zufrieden zu bleiben.
Wenn das Wetter dichtmacht, sitze ich nicht frustriert auf dem Sofa und wünsche mir einen Trainer. Ich wechsle einfach zu anderen Sportarten, die ich genauso gern mache:
- Laufen liefert mir etwas, das Radfahren kaum schafft: Impact für die Knochengesundheit – und es ist unglaublich zeiteffizient.
- Schwimmen ist ein Ganzkörpertraining, und im Winter kann ich an meiner Technik feilen. Der Gang ins Dampfbad danach? Pure Belohnung.
- Bouldern gehört für mich das ganze Jahr dazu, aber im Winter habe ich mehr Zeit für lange Sessions – perfekt für Kraftausdauer und Spaßfaktor.
- Langlaufen ist, wenn die Bedingungen passen, mein absoluter Winterfavorit: Ausdauer, Technik, Natur und frische Bergluft in einem.
Diese Mischung hält mich auf eine Art fit, die reines Indoor Cycling allein nicht kann. Klar, ich starte im Frühjahr nicht ganz so radfit wie jemand, der*die den Winter konsequent auf Zwift verbringt. Bislang ist das für mich aber ein guter Kompromiss. Und es tut verdammt gut, ein paar Monate lang nicht permanent Wattzahlen hinterherzujagen. Diese lockerere Struktur setzt meine Motivation jedes Jahr neu frei.
Was Indoor Cycling trotzdem attraktiv macht
Ich verstehe absolut, warum viele auf Indoor-Training schwören. Es hält dich im Flow, deine Beine sind im März sofort bereit – und es löst echte Probleme:
- Zu wenig Tageslicht: Trainiere einfach, wann es dir passt.
- Glatteis und Stürze: Kein Risiko, keine Ausreden.
- Wenig Zeit: In einer Stunde hast du eine komplette Einheit erledigt.
- Saubere Intervalle: Outdoor oft schwer umzusetzen, drinnen perfekt steuerbar.
Weil ich nicht indoor trainiere, kenne ich auch die Grenzen meines Ansatzes: weniger Konstanz, totale Abhängigkeit vom Wetter und ein leichter Fitnessverlust auf dem Rad. Ich bin vielleicht kein Indoor-Cyclist – aber ich halte mir die Option offen. Winterfitness ist kein One-Way-Street. Indoor Cycling ist nur ein Werkzeug im großen Trainingskoffer. Wichtig ist herauszufinden, wann es für dich das richtige ist.
Beim nächsten Mal schreibe ich darüber, wann dieser Moment für mich kommen könnte.




