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Du hast seit 10 Jahren kein neues Bike gekauft? – Breitere Reifen & Tubeless verändern alles

Von Jiri Kaloc

Wenn dein Rennrad aus etwa dem Jahr 2015 stammt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es mit 23 mm Reifen ausgeliefert wurde. Das war damals der Standard. Komfort spielte damals kaum eine Rolle. Ein Jahrzehnt später wirken Rennräder deutlich bulliger, und das Erste, was dir wahrscheinlich auffällt, sind die Reifen. Sie sind breiter, weicher – und auf irgendeine Weise sogar schneller. Wie kann das sein, und wie wichtig ist das eigentlich wirklich?

Machen wir weiter mit dieser Serie, in der ich dir zeigen will, warum dein altes Rennrad inzwischen offiziell den Anschluss verloren hat. Heute geht’s um das vielleicht unterschätzteste, aber wirkungsvollste Upgrade überhaupt: Reifen – das einfache Bauteil, das das Fahrgefühl eines modernen Rennrads komplett verändert.


Als schmale Reifen noch Standard waren

Im Jahr 2015 waren 23 mm Reifen der Standard an fast allen Mittelklasse-Rennrädern. Sie wurden mit über 7 bar (100 psi) aufgepumpt, denn damals galt die Faustregel: je härter, desto schneller. 25 mm galten als Komfortreifen – eine Option für Endurance-Bikes oder Langstreckenfahrer*innen. Tubeless-Systeme gab es zwar bereits, aber sie waren selten, aufwendig zu montieren und außerhalb der experimentierfreudigeren Ecken der Bike-Industrie kaum verbreitet. Ehrlich gesagt: Ich wusste damals nicht mal, dass es sie gibt.

Im Mountainbike-Bereich sah es etwas anders aus. Die Reifen waren zwar schon breiter als auf dem Rennrad, aber verglichen mit heutigen Standards noch eher schmal. 2,1 Zoll war das Maß der Dinge im Cross-Country, ein 2,3-Zoll-Reifen wirkte schon richtig voluminös. Die eigentliche Revolution bei den MTBs war allerdings tubeless. Schon 2015 war das Thema in MTB-Magazinen präsent, aber bei den meisten Fahrer*innen noch lange nicht angekommen.

Für mich persönlich waren breitere Reifen das erste Upgrade, das ich wirklich wollte – aber nicht umsetzen konnte. Und um ehrlich zu sein: Die Tatsache, dass in den Rahmen meines 2015er Giant TCR keine Reifen breiter als 25 mm passten, war einer der entscheidenden Gründe, warum ich mich letztlich für ein neues Bike entschieden habe.

Von hart zu komfortabel: Breitere Reifen sind der neue Standard

Im Jahr 2025 sind 28 mm Reifen bei Rennrädern Standard. Auf Endurance-Modellen sieht man oft sogar 30 mm oder 32 mm, gerade wenn sie für Kopfsteinpflaster oder grobe Straßen vorbereitet sind. Viele moderne Rahmen bieten inzwischen Platz für Reifen bis zu 35 mm und mehr. Damit lässt sich dein Rennrad mit einem einfachen Reifenwechsel in ein Gravel-Bike verwandeln – ich finde diese Vielseitigkeit großartig.

Der Komfortgewinn durch breitere Reifen ist enorm. Mit 3,5 bar (ca. 50 psi) statt früher 6,8 bar kannst du deutlich entspannter fahren. Der Reifen dämpft Straßenunebenheiten besser, verringert Ermüdung und macht lange Ausfahrten deutlich angenehmer. Und das Überraschende: Breitere Reifen sind nicht langsamer. Viele Modelle rollen heute sogar schneller als ihre schmaleren Vorgänger.

Warum breiter heute schneller ist

Der Trend zu breiteren Reifen ist kein bloßer Modetrend, sondern wissenschaftlich belegt. Rollwiderstandstests der letzten Jahre zeigen, dass breitere Reifen bei korrektem Luftdruck mindestens genauso effizient sind wie schmale. Die Kontaktfläche zum Boden ist kürzer, dafür breiter – das reduziert die Verformung und somit Energieverluste.

Zusätzlich sorgen breitere Reifen für besseren Grip, besonders auf rauen oder nassen Untergründen. Kein Wunder also, dass sogar das Profi-Peloton den Wechsel vollzogen hat. Vor zehn Jahren fuhren die Fahrer*innen der Tour de France noch auf 23 mm Reifen, heute sind 28 mm Standard – selbst auf Bergetappen. Komfort und Traktion überwiegen den minimalen Aero-Nachteil deutlich.

Für Hobbyfahrer*innen wie dich und mich ist das ein klarer Vorteil: Mehr Geschwindigkeit auf holprigen Strecken, weniger Ermüdung und weniger Plattfüße. Ein direkter Vergleichstest zeigt das eindrucksvoll.

Die Mountainbike-Welt hat den Anfang gemacht.

Auch im Mountainbike-Bereich sind die Reifen über das letzte Jahrzehnt deutlich breiter geworden. Was früher ein 2,1-Zoll-Reifen für Cross-Country war, misst heute eher 2,35 Zoll, Trailbikes fahren oft auf 2,5 oder 2,6 Zoll. Das mehr an Volumen bringt Komfort und Kontrolle. Die eigentliche Revolution aber war die breite Verfügbarkeit von tubeless-Systemen.

Heutzutage sind fast alle neuen Mountainbikes tubeless-ready – und das aus gutem Grund. Niedriger Luftdruck ohne Angst vor Durchschlägen macht das Fahren sicherer, komfortabler und schneller, gerade wenn der Trail technisch anspruchsvoll wird.

Im Vergleich zu 2015 ist das ein Quantensprung: Moderne Reifen greifen besser auf Wurzeln und Steinen, halten Kurven härter und ermöglichen schnelleres, sichereres Fahren. Möglich machen das die Kombination aus tubeless-Systemen, breiteren Felgen, neuen Gummimischungen und durchdachtem Profil.

Schlauchreifen sind noch nicht tot

Viele Rennradfahrer*innen sind inzwischen auch auf tubeless umgestiegen, aber der Vorteil ist hier weniger dramatisch als bei Mountainbikes. Wenn du nicht tausende Kilometer im Jahr fährst, sind TPU-Schläuche oft die bessere Wahl. Ja, auch Schläuche haben sich weiterentwickelt.

Sie sind extrem leicht (meist nur 40–50 g), bieten Rollwiderstände nahe an guten tubeless-Systemen und lassen sich genau wie herkömmliche Butylschläuche montieren – ohne Dichtmilch, Sauerei oder Kompressor. Sie halten den Druck auch besser über längere Zeit.

Nachteile? TPU-Schläuche sind teurer und teilweise etwas empfindlicher bei der Montage. Trotzdem sind sie bei Fahrer*innen beliebt, die das Performance-Plus wollen, aber die Wartung von tubeless-Systemen scheuen.

Lohnt sich das Upgrade wirklich?

Auf jeden Fall! Wenn du noch mit einem Rennrad aus 2015 unterwegs bist, wirst du den Unterschied spüren, wenn du auf breitere Reifen wechselst – egal ob tubeless oder mit TPU-Schläuchen. Allein der Komfortgewinn ist riesig, und das Beste: Du verzichtest nicht auf Geschwindigkeit.

Für mich persönlich hat dieses Upgrade die Art, wie ich mein Rennrad fahre, komplett verändert. Als ich erstmals mit 32 mm Reifen über Kopfsteinpflaster rollte, war ich begeistert, wie ruhig und geschmeidig das ablief – ganz anders als das holprige „Hüpfen“ früher. Mein Trailbike fährt sich dank moderner Reifen auf extremem Gelände heute viel sicherer und ohne Platten, was ich mir früher kaum vorstellen konnte.

Ich wette, auch du bist jetzt neugierig geworden und die Idee für ein neues Bike formt sich schon im Kopf. Keine Sorge, am Ende dieser Serie hast du alle Infos, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wir sind erst auf halbem Weg!