Veranstaltungen

Ultra Cycling Adventures – Verrückte Rennen, von denen du noch nie gehört hast

Von Jiri Kaloc

Der Ultra-Distanz-Radsport hat sich im letzten Jahrzehnt stark weiterentwickelt. Noch vor nicht allzu langer Zeit konnte man die Anzahl der Ultra-Rennen an einer Hand abzählen. Heute gibt es weltweit Hunderte von Events. Rennen wie das Tour Divide oder das Transcontinental Race sind mittlerweile bekannt – dieser Artikel widmet sich jedoch den weniger bekannten, aber nicht weniger spektakulären und unfassbar harten Rennen, von denen du wahrscheinlich noch nie gehört hast.

Arna Westfjords Way Challenge (Iceland)

Ein mehrtägiges, halb-unterstütztes Abenteuer durch die Westfjorde Islands, das Gravel Racing mit kulturellem Eintauchen verbindet. Zeitmessungen wechseln sich mit neutralen Abschnitten ab, um Kameradschaft und Naturgenuss zu fördern.

Das Rennen ermutigt die Teilnehmenden, mit isländischen Gemeinden in Kontakt zu treten, lokale Küche zu erleben und sich mit Umweltthemen auseinanderzusetzen. Es vereint Abenteuer-Radsport mit Storytelling und Nachhaltigkeit.

All Points North (UK)

Ein selbstunterstütztes Ultra-Endurance-Rennen mit Checkpoints im Norden Englands. Die Fahrer:innen müssen zehn verstreute Kontrollpunkte anfahren und ihre eigene Route planen, um sie zu verbinden. Es ist ein hauptsächlich nationales Event mit treuer lokaler Fangemeinde, aber wenig internationaler Bekanntheit. Ohne festgelegte Route fehlt ihm vielleicht die epische Optik anderer Rennen.

Das Besondere daran: Es ist ebenso ein logistisches Puzzle wie eine körperliche Herausforderung. Wer effizient durch das raue Gelände des Nordens navigiert – unter Berücksichtigung von Straßenverhältnissen, Höhenmetern und Zeitplanung – hat die Nase vorn. Eine taktisch geprägte Variante des Ultra-Racings, fast schon wie ein Orientierungslauf auf zwei Rädern.

The Unknown Race

Ein einzigartiges, mehrstufiges Ultra-Rennen über 1.000 km, bei dem das Ziel jeder Etappe erst nach Abschluss der vorherigen bekannt gegeben wird. Die Teilnehmer:innen kennen weder die Gesamtstrecke noch das Zielland. Durch das unkonventionelle Format und Mundpropaganda bleibt das Rennen bisher ein Nischen-Event – trotz wachsender Neugier.

Bohemian Border Bash (Tschechien)
Ein 1.300+ km langes, selbstunterstütztes Gravel-Rennen mit 23.000 Höhenmetern und einer spannenden Idee dahinter. Die festgelegte Route folgt den alten Grenzregionen Böhmens entlang jahrhundertealter Straßenverläufe, die bis heute erhalten sind.

Der Kurs führt durch neblige Wälder, Nationalparks mit brutalen Anstiegen, alte Burgen und Grenzgebiete aus dem Kalten Krieg – entlang der Ränder von Tschechien, Deutschland, Polen und Österreich. Eine atmosphärisch dichte Fahrt durch einen oft übersehenen Teil Europas.

Further (Frankreich, Spanien)
Ein experimentelles Ultra-Rennen mit halbnavigativem Ansatz in den Pyrenäen, bekannt für seine kryptische Streckenführung. Statt einer festen Route müssen die Fahrer:innen topografische Karten interpretieren und abgelegene „Passage Points“ im alpinen Gelände erreichen. Die Herausforderung ist sowohl körperlich als auch geistig – Selbstnavigation, Bergintuition und kreative Problemlösung sind gefragt.

Mit absichtlich geringer Teilnehmerzahl und kaum Medienpräsenz bleibt das Rennen bewusst unter dem Radar – ein Kult-Event für nachdenkliche Ausdauerfahrer:innen.

 

The Bright Midnight (Norwegen)
Ein über 1.000 km langes, selbstunterstütztes Rennen in Nordnorwegen, das zur Sommersonnenwende stattfindet – wenn die Sonne nie untergeht. Die Teilnehmenden fahren durch Fjorde, Berge und Tundra unter ständigem Tageslicht. Die Mitternachtssonne verleiht dem Rennen eine surreale, zeitlose Qualität – ohne Nacht, ohne gewohnte Ruhephasen, durch eine der schönsten und zugleich verwirrendsten Landschaften der Welt. Eine mentale und physische Grenzerfahrung.


Hope 1000 (Schweiz)
Dieses selbstunterstützte Bikepacking-Rennen wird von größeren Events wie dem Transcontinental oft überschattet, ist aber möglicherweise noch landschaftlich reizvoller – und technischer. Die 1.000 km lange Strecke führt quer durch die Schweiz von Ost nach West und verlangt 30.000 Höhenmeter durch die Alpen. Eines der wenigen Ultra-Rennen, das sowohl Ausdauer als auch ernsthafte Mountainbike-Fahrtechnik verlangt.

Trotz der körperlichen Herausforderung ist das Rennen in Bezug auf Verpflegungsmöglichkeiten einfacher, und viele Menschen sprechen Englisch – ideal für fitte Fahrer:innen mit Kletterqualitäten, die vielleicht noch nicht viel Erfahrung mit selbstunterstütztem Bikepacking haben.


Demnächst in der Serie „Ultra Cycling Adventures“
Bleib dran für weitere Entdeckungen aus der wilden Welt des Ultra-Distanz-Radsports!