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Wird genug getan, um Fahrer zu schützen? Was wir aus der SafeR-Initiative lernen können

Von Megan Flottorp

Is Enough Being Done to Keep Riders Safe? What We Can Learn from the SafeR Initiative

Im Februar 2025 sorgte ein alarmierender Vorfall bei der Étoile de Bessèges erneut für Diskussionen über die Sicherheit der Fahrer im Profiradsport. Ein Auto fuhr kurzzeitig auf die Rennstrecke und auf das herannahende Peloton zu, was zu einem Sturz führte, bei dem Maxim Van Gils (Red Bull-Bora-Hansgrohe) das Rennen aufgeben und medizinisch versorgt werden musste. Später am selben Tag unterstrich ein geplatzter Reifen im Sprintfinale die unvorhersehbaren Gefahren, denen sich Fahrer ausgesetzt sehen.

Radrennen waren schon immer ein risikoreicher Sport, doch solche Ereignisse zeigen deutlich, dass mehr getan werden muss, um die Athleten zu schützen. In diesem Kontext positioniert sich die SafeR-Initiative – angeführt von der Cyclistes Professionnels Associés (CPA) und unterstützt von wichtigen Akteuren – als eine der bisher umfassendsten Sicherheitsinitiativen im Radsport. Mit großen Rennveranstaltern wie ASO, RCS, Unipublic und Flanders Classics als Partnern zielt das Programm darauf ab, neue Standards zu setzen, insbesondere indem es kleineren Veranstaltern hilft, bewährte Verfahren umzusetzen.

Doch wie viel Fortschritt wurde wirklich erzielt, und welche Lehren lassen sich aus dem SafeR-Ansatz ziehen?

Ein vereinigendes Projekt in einem oft gespaltenen Sport

Der Profiradsport ist in vielen Bereichen fragmentiert – sei es in der Governance, den Finanzierungsmodellen oder den Entscheidungsprozessen. SafeR scheint jedoch eine seltene Ausnahme zu sein, bei der Teams, Fahrer, Verbände und Rennveranstalter gemeinsame Prioritäten setzen. Diese Koalition umfasst Vertreter der UCI, der AIOCC (Verband der Rennveranstalter), der AIGCP (Teamvereinigung) und der CPA (Fahrergewerkschaft) mit dem Ziel, einheitliche Sicherheitsverbesserungen umzusetzen.

SafeR wurde erstmals kurz vor der Tour de France 2023 vorgestellt, unmittelbar nach dem tragischen Tod von Gino Mäder bei der Tour de Suisse. Seitdem hat die Initiative 27 zentrale Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrersicherheit erarbeitet, darunter eine bessere Erfassung von Rennzwischenfällen und optimierte Streckengestaltung. Doch wie die jüngsten Vorfälle bei der Étoile de Bessèges zeigen, bleibt die Umsetzung dieser Pläne in konkrete Verbesserungen auf der Straße eine große Herausforderung.

Die Kluft zwischen großen und kleinen Rennveranstaltern überbrücken

Eine der wichtigsten Entwicklungen im Rahmen von SafeR ist der Plan, große Rennveranstalter wie RCS, Unipublic, ASO und Flanders Classics dazu zu bewegen, ihr Wissen mit kleineren Veranstaltern zu teilen. Nach den Vorfällen bei der Étoile de Bessèges betonte die CPA, dass ein grundlegendes Problem in der Rennausführung die Diskrepanz zwischen den Sicherheitsstandards bei hochklassigen und kleineren Rennen ist. Während die größten Veranstalter etablierte Sicherheitsprotokolle haben, kämpfen kleinere Rennen oft mit begrenzten Ressourcen, Fachwissen und Infrastruktur.

Diese Unterschiede stellen ein erhebliches Risiko für die Fahrer dar, die einheitliche Sicherheitsstandards über alle Rennen hinweg erwarten. CPA-Präsident Adam Hansen unterstrich diesen Punkt: „Es sollte keinen Unterschied in der Organisation eines Rennens geben – nur in der Strecke und im Format.“ Durch die Förderung der Zusammenarbeit zwischen erfahrenen und neuen Veranstaltern will SafeR eine Basis von Sicherheitsstandards schaffen, die alle Rennen erfüllen müssen. Dieses Konzept könnte dazu beitragen, vermeidbare Unfälle zu verhindern, insbesondere bei kleineren Rennen mit begrenzten Ressourcen.

Der Umfang des Problems: Wer trägt Verantwortung?

Eines der Hauptprojekte der UCI ist die Erstellung einer Rennzwischenfalldatenbank, die im Jahr 2024 bereits 497 Vorfälle analysiert hat. Die Daten zeigen, dass 35 % der Stürze auf Fahrfehler zurückzuführen sind, während erschreckende 41 % in irgendeiner Weise mit den Rennveranstaltern zusammenhängen. Faktoren wie schlechte Streckengestaltung (13 %), unsichere Verkehrsinfrastruktur (9 %) und Zuschauerinterferenzen (1 %) tragen ebenfalls zu den Risiken bei. Der verbleibende Anteil umfasst unvorhersehbare Elemente wie Wetterbedingungen. Diese Daten verdeutlichen jedoch eines: Rennveranstalter spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Sicherheit.

Die SafeR-Maßnahmen

Die Initiative führt unter anderem ein Gelbkartensystem zur Ahndung von rücksichtslosem Fahrverhalten ein. Weitere vorgeschlagene Maßnahmen umfassen neue Sprintregeln, die verpflichtende Nutzung von Rennfunk sowie potenzielle Sicherheitsinnovationen wie Fahrer-Airbags.

Eine besonders interessante Idee ist die Nutzung von GPS-Tracking und Echtzeit-Rennkontrollzentren, ähnlich wie in der Motorsportbranche. Doch trotz dieser ehrgeizigen Pläne fehlt es bislang an konkreten Zeitplänen und Umsetzungsdetails. Ohne klare Fristen und Verantwortlichkeiten besteht die Gefahr, dass diese Vorschläge lediglich Gesprächsthemen bleiben, anstatt zu realen Sicherheitsverbesserungen zu führen.

Die Herausforderungen der Umsetzung

Selbst mit guten Absichten steht SafeR vor erheblichen Hürden. Die komplexe und dezentrale Struktur des Radsports erschwert die Durchsetzung von Sicherheitsverbesserungen erheblich. Im Gegensatz zu Sportarten wie der Formel 1 oder MotoGP, in denen eine zentrale Instanz Standards festlegt und durchsetzt, gibt es im Radsport zahlreiche Organisationen mit unterschiedlichen Interessen. Während es SafeR gelungen ist, diese Gruppen an einen Tisch zu bringen, wird es entscheidend sein, diesen Schwung aufrechtzuerhalten und Widerstände zu überwinden.

Ein weiteres großes Problem ist die Finanzierung. Viele kleinere Veranstalter arbeiten mit knappen Budgets, was es schwierig macht, teure Sicherheitsmaßnahmen zu implementieren. Hier wird die Rolle der großen Rennveranstalter entscheidend sein. Wenn SafeR die Sicherheitslücke wirklich schließen will, muss es nicht nur Leitlinien bieten, sondern auch finanzielle Unterstützung bereitstellen.

Die Zukunft von SafeR und der Rennausführungssicherheit

Trotz aller Herausforderungen stellt SafeR einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung dar. Durch eine strukturierte Herangehensweise an Sicherheitsverbesserungen und die Zusammenarbeit zentraler Akteure hat die Initiative das Potenzial, dauerhafte Veränderungen herbeizuführen. Klare Zeitpläne, feste Fristen und finanzielle Unterstützung für Veranstalter werden entscheidend sein, um die Vision von SafeR Wirklichkeit werden zu lassen.

Radrennen werden immer ein riskanter Sport bleiben, doch mit den richtigen Maßnahmen, klarer Verantwortlichkeit und einem branchenweiten Engagement für Sicherheit können die Risiken deutlich reduziert werden.