Es gibt diesen Moment, den jeder, der im Winter auf dem Rad sitzt, kennt: dieses schleichende Gefühl von Monotonie. Immer die gleichen Strecken, immer die gleiche Dunkelheit, die Kälte, die durch die Nähte der Überschuhe kriecht. Selbst die engagiertesten Radsportlerinnen beginnen dann, von etwas anderem zu träumen. Und für immer mehr von ihnen ist dieses „etwas anderes“ ein Gravel-Abenteuer.
Gravel-Getaways sind nichts Neues – doch gerade im Winter erlebt diese Art des Radsports einen regelrechten Boom. Vielleicht ist es die Aussicht auf entspannte Tage auf staubigen, sonnenverwöhnten Nebenstraßen irgendwo südlich der Heimat. Vielleicht ist es die besondere Community-Atmosphäre, die Gravel-Fahrten von Natur aus mit sich bringen. Oder vielleicht liegt es einfach daran, dass Gravel-Rides die perfekte Mischung aus Abenteuer, Herausforderung und Leichtigkeit bieten – ein idealer Gegenpol zu vereisten Radwegen und endlosen Einheiten auf dem Rollentrainer.
Hier sind die Gründe, warum Gravel die Wohlfühl-Migration der Radsportwelt im Winter geworden ist.
1. Gravel-Ziele passen perfekt zur Winterstimmung
Beliebte Straßenklassiker wirken im Winter oft etwas stressig. Jeder versucht, die wenigen warmen Tage maximal auszunutzen – schnelle Gruppen, lange Anstiege, ständiger Blick auf die Wattzahlen. Gravel-Camps dagegen leben nach dem Motto: „Fahr, was du willst, genieße, was du siehst.“ Die Routen sind flexibel, die Erwartungen locker, die Stimmung entspannt und weniger leistungsorientiert.
Wintermüde Radsportler*innen zieht es an Orte, an denen sie durchatmen können: die sanften Pisten im Hinterland Mallorcas, vulkanische Gravel-Strecken auf den Kanaren oder die staubig-orangen Wege im Süden Portugals. Warm, aber nicht zu heiß. Abenteuerlich, aber nicht einschüchternd. Gesellig, aber nicht überfordernd.
2. Winter ist die perfekte Zeit für entspannte Kilometer
Der Winter ist Base-Building-Zeit – und Gravel liegt genau in diesem Bereich. Lange, gleichmäßige Fahrten, die das Herz in Bewegung halten, aber nicht in die Höhe treiben; Möglichkeiten, nebeneinander zu fahren und zu plaudern; Terrain, das spannend bleibt, ohne ständige Konzentration zu verlangen.
Gravel-Kilometer befriedigen auf eine Art, wie es Winter-Straßenfahrten oft nicht tun. Du bewegst dich durch Landschaften, die lebendig wirken: Olivenhaine, Korkwälder, Küstenklippen. Die unterschiedlichen Untergründe fordern die Beine, ohne sie zu überlasten. Fitnessaufbau als Spiel, genau das, was viele Radsportler*innen in der Off-Season suchen.
3. Gesellig – aber nicht so wettkampforientiert
Wer schon einmal auf einem Winter-Gravel-Camp war, beschreibt es oft so: „Alle wollten einfach eine gute Zeit haben.“ Gravel zieht Radsportler*innen an, die sich noch fordern wollen, aber nicht von Zahlen besessen sind. Diese Energie prägt das gesamte Erlebnis.
Die Gruppen sind gemischt in der Leistungsstärke – und das stört niemanden. Wenn Winterradfahren manchmal einsam oder freudlos wirkt, sind Gravel-Getaways das perfekte Gegenmittel.
4. Topform ist kein Muss
Ein großes Hindernis für Winter-Straßentrainingslager ist die Angst, nicht „fit genug“ zu sein. Gravel nimmt diesen Druck. Ob untertrainiert, übertrainiert oder einfach müde – die Fahrten machen trotzdem Spaß.
Das Schöne an Gravel: Es belohnt Neugier mehr als Wattzahlen. Du kannst erkunden, Fotos machen oder spontan die Route ändern, ohne auf Verkehr oder Pace-Linien achten zu müssen. Selbst Pannen und kleine Missgeschicke werden auf Gravel eher zu Geschichten als zu Stressmomenten.
5. Gravel weckt Motivation neu
Neue Untergründe und neue Landschaften aktivieren den Kopf. Viele Radsportler*innen kehren von einem Winter-Gravel-Trip zurück und spüren wieder, warum sie das Radfahren lieben. Das rhythmische Rollen der Reifen auf Schotter, die Ruhe, die Tierwelt, die Einfachheit – Gravel bietet eine Auszeit vom Alltag und einen Reset vor dem Frühjahrs-Training.
Da der Leistungsdruck geringer ist, entsteht Motivation fast von selbst. Man fährt, weil man will – nicht, weil man sollte.
6. Reisen ist einfacher und günstiger als klassische Road-Trips
Gravel-Hotspots liegen oft in kleinen Orten und sind preislich attraktiver als bekannte Straßenrennzentren. Kein Gedränge auf der Alpe d’Huez, keine Warteschlangen hinter Profi-Teams beim Kaffee. Stattdessen: authentische Entdeckungen, ländliche Bäckereien, leere Feldwege, familiengeführte Unterkünfte und Wein vom Winzer am Abend.
Planung ist einfacher: weniger Menschen, mehr Verfügbarkeit, Routen, die direkt vor der Haustür starten, statt nach einer 40-minütigen Transferfahrt.
7. Gravel vereint Abenteuer und Komfort
Manche Radfahrerinnen wollen ein richtiges Bikepacking-Abenteuer; andere lieben glatte Straßen und den Pool danach. Gravel trifft genau die Mitte. Abenteuer, Staub, Ausblicke, Unbekanntes – und trotzdem ein warmes Duscherlebnis und gutes Essen am Abend. Winter-Gravel-Trips bieten oft optionale Skills-Sessions, Mechanik-Workshops oder Yoga für Radsportlerinnen.
8. Gravel macht einfach Spaß
Am Ende boomt Gravel aus einem ganz einfachen Grund: Es macht unglaublich viel Spaß. Du lachst mehr, stresst weniger und siehst Orte, die von der Straße aus unsichtbar bleiben. Der Winter wird nicht nur überlebt – er wird zur Vorfreude.
Beliebte Ziele für Winter-Gravel-Trips
Wenn Sie über die klassischen Reiseziele hinausblicken möchten, finden Sie hier einige großartige Orte, die Sie sich ansehen sollten!
Alentejo, Portugal
Gravel-Paradies: endlose Hügelpisten, Viehtrails, ruhige Dörfer, weite Horizonte, Korkwälder, null Menschenmassen. Günstiger und authentischer als der Algarve.
Fuerteventura, Kanaren
Während Straßenradlerinnen nach Teneriffa und Gran Canaria strömen, genießen Gravel-Fahrerinnen Fuerteventura in Ruhe. Vulkanische Strecken, wüstenähnliche Ebenen und Küstenschotter wie eine Mini-Baja California.
Südspanien (Cádiz, Málaga Hinterland, Sierra de Grazalema)
Weiße Dörfer, Waldwege, alte Römerstraßen und wachsende Gravel-Szene. Wintersonne fast garantiert.
Puglia & Basilicata, Italien
Sanfte Feldwege, Olivenhaine, Straßen mit Natursteinmauern und das traumhafte Licht Süditaliens. Deutlich weniger Höhenmeter als in der Toskana.
Zypern (Troodos & Akamas)
Ruhig, warm, mit einzigartigem Doppelspur-Gravel. Kombination aus Bergen und Küste unschlagbar, günstige Flüge.
Kreta, Griechenland
Selten auf der Liste von Straßenradler*innen, aber bietet einige der besten Gravel-Strecken Europas: Hochplateaus, tiefe Täler, kleine Cafés, viel Sonne – perfekt fürs Base-Training.
Marokko (Atlas-Vorland & Agadir)
Für Abenteuerlustige, die kein Full-Bikepacking wollen. Glatter Gravel, grüne Täler, dramatische Landschaften, kulturell spannende Orte. Viele europäische Gravel-Camps fahren hierhin.
Madeira, Portugal
Nicht für Anfänger*innen: großes Terrain, große Ausblicke, große Anstiege – aber spektakulär. Gravel-nah, unvergesslich.
Grundsätzlich gilt: Jeder Ort, der warm genug ist und ein Netz aus unbefestigten Feldwegen bietet, ist ein guter Kandidat für Winter-Gravel.




