Jetzt ist es offiziell. Nach über einem Jahr voller Gerüchte, Dementis und Spekulationen verlässt Remco Evenepoel Ende 2025 Soudal Quick-Step und schließt sich dem finanzstarken Team Red Bull–BORA–hansgrohe an.
In einem offiziellen Statement teilte Soudal mit:
„Die Vertreter von Remco haben das Management darüber informiert, dass er keine Vertragsverlängerung über 2026 hinaus anstrebt. Nach Rücksprache mit Sponsoren und Partnern haben wir gemeinsam beschlossen, ihn zum Ende der Saison 2025 ziehen zu lassen.“
Weiter heißt es:
„Wir glauben fest an den Teamgeist, der uns den Titel ‚Wolfpack‘ eingebracht hat – und wir werden weiterhin als Kollektiv stärker sein als jede Einzelperson.“
Red Bull kommentierte die Verpflichtung mit den Worten:
„Ein neues Kapitel für einen der prägenden Fahrer seiner Generation: Remco Evenepoel wird ab der kommenden Saison das Trikot von Red Bull–BORA–hansgrohe tragen.“
Teamchef Ralph Denk lobte seinen Neuzugang:
„Remco steht für Ehrgeiz. Er will nicht nur mitfahren, sondern den Radsport mitgestalten. Neben außergewöhnlichem Talent bringt er den unbedingten Willen zum Erfolg mit.“
Details zur Ablösesumme wurden nicht veröffentlicht. Klar ist: Da sein Vertrag noch bis Ende 2026 läuft, muss Red Bull–BORA–hansgrohe laut UCI mindestens sechs Monatsgehälter an Soudal zahlen. Bei einem geschätzten Jahresgehalt (domestiquecycling.com) von 5 Millionen Euro entspricht das mindestens 2,5 Millionen Euro – vermutlich aber deutlich mehr.
Nach all dem Medienrummel wirkte die Bestätigung beinahe unspektakulär. Schon länger hatte Evenepoel öffentlich gefordert, das Team müsse mehr Helfer verpflichten, um ihn bei der Tour de France zu unterstützen. Zwar wurden Mikel Landa und Valentin Paret-Peintre geholt, doch Landa verletzte sich beim Giro schwer, Jai Hindley stürzte früh aus dem Rennen, und Evenepoel selbst war bei der Tour 2025 nicht in Bestform – auch wenn er immerhin das Zeitfahren gewann, einen von vier Etappensiegen des Teams.
Nun wechselt er zu einem Team mit nahezu unbegrenzten Ressourcen – und großen Ambitionen. Der Fokus ist klar: der Toursieg. Entsprechend darf mit weiteren hochkarätigen Transfers gerechnet werden. Zwar stehen mit Hindley (Giro-Sieger 2022) und Aleksandr Vlasov zwei starke Fahrer bereit – doch gegen Teams wie UAE Emirates oder Visma–Lease a Bike werden sie nicht reichen. Und: Selbst mit noch mehr Helfern wird sich zeigen müssen, ob Evenepoel im Hochgebirge wirklich mit Pogačar oder Vingegaard mithalten kann.
Und was ist mit Primož Roglič, den Red Bull 2024 als Toursieg-Kandidaten verpflichtet hatte? Nach seinem Sturz im Vorjahr wurde er dieses Jahr Achter – ein klarer Rückschritt. Sein Vertrag läuft Ende 2025 aus, und es ist kaum vorstellbar, dass er sich künftig in den Dienst von Evenepoel stellt. Mit bald 36 Jahren ist sein Toursiegtraum wohl endgültig geplatzt. Ein Rücktritt liegt in der Luft.
Noch spannender wird die Frage: Was macht Florian Lipowitz? Der junge Deutsche wurde bei der diesjährigen Tour überraschend Dritter – als erster Deutscher seit Jahrzehnten auf dem Podium. Will er 2026 wieder als Helfer fahren? Sein Vertrag läuft aus, und der Druck, ihn zu halten, dürfte groß sein. Vielleicht bietet ihm das Team die Giro- oder Vuelta-Kapitänsrolle an.
Soudal Quick-Step dürfte sich nach dem Abgang von Evenepoel wieder auf seine Kernstärken konzentrieren: Etappensiege und Grüne Trikots. Mit den Neuverpflichtungen von Jasper Stuyven (Mailand–Sanremo-Sieger) und Edward Planckaert sind bereits erste Schritte in diese Richtung gemacht.
Die zentrale Frage bleibt: Kann Remco mit Red Bull–BORA–hansgrohe tatsächlich die Tour gewinnen? Die Bühne ist bereitet – aber ob er liefert, wird sich erst zeigen.



