Wie erwartet hat sich Tadej Pogačar in den ersten beiden von drei Alpenetappen die Tour de France 2025 praktisch gesichert. Mit seiner gewohnt eiskalten Souveränität widerstand der UAE Team Emirates–XRG-Kapitän den verzweifelten Angriffen von Visma–Lease a Bike, die ein letztes Mal nach einer Schwäche in seiner Rüstung suchten.
Pogačar gewann zwar keine der beiden Etappen, schlug Jonas Vingegaard (Visma–Lease a Bike) aber jeweils im direkten Duell im Ziel und baute seinen ohnehin schon komfortablen Vorsprung in der Gesamtwertung weiter aus. Er führt nun mit 4:26 Minuten vor Vingegaard, Dritter ist Florian Lipowitz (Red Bull–BORA–hansgrohe) mit 11:01 Minuten Rückstand.
Mont Ventoux liefert das Drama
Die Alpen-Etappen versprachen große Dramatik – und lieferten zunächst auch. Vor allem Etappe 16 am Dienstag war spektakulär. Sie enthielt nur einen ernsthaften Anstieg, aber was für einen: den legendären Mont Ventoux (15,7 km @ 8,8 %, tatsächlich beginnt der Anstieg bereits 21 km vor dem Gipfel). Obwohl geologisch zu den Alpen gehörig, steht der „kahle Berg“ isoliert in der Provence.
Etwa 90 km vor dem Ziel hatte sich eine 36-köpfige Ausreißergruppe gebildet, darunter die späteren Hauptakteure Ben Healy (EF Education–EasyPost) und Valentin Paret-Peintre (Soudal Quick-Step). Die Gruppe zersplitterte wie üblich auf dem Weg zum Finale. Mit 27 km verbleibender Distanz war sie auf sechs Fahrer geschrumpft. Paret-Peintre und Healy lagen dahinter in einer Verfolgergruppe.
Julian Alaphilippe (Tudor Pro) griff zuerst an, wurde aber später vom ambitionierten Enric Mas (Movistar) eingeholt. Healy und Paret-Peintre holten wiederum Mas 3,4 km vor dem Ziel ein – und es entwickelte sich ein packendes Duell um den Etappensieg. Paret-Peintres Teamkollege Ilan Van Wilder kam 600 m vor dem Ziel hinzu und zog für ihn an – bis Healy auf 500 m attackierte. Doch der junge Franzose konterte eindrucksvoll und holte sich mit einem explosiven Sprint den ersten französischen Etappensieg bei dieser Tour – und den ersten französischen Sieg am Ventoux seit 23 Jahren.
„Ich bin einfach in die Ausreißergruppe reingerutscht und hab dann gemerkt, dass ich gute Beine habe“, sagte ein emotionaler Paret-Peintre nach der Etappe. „Ich wusste, wie die Schlussrampe verläuft, und hab darauf spekuliert. Ilan hat mir im Sprint den Rücken freigehalten – das war ein Teamerfolg.“
Pogačars Revanche am Col de la Loze
Am Donnerstag folgte Etappe 18 – mit 5.480 Höhenmetern und dem legendären Col de la Loze (26,4 km @ 6,5 %). Genau dort hatte Pogačar 2023 seine schwerste Niederlage bei einer Grand Tour erlitten und den Tour-Sieg damals an Vingegaard verloren.
Diesmal hatte Visma–Lease a Bike einen klaren Plan: Das UAE-Team isolieren und Vingegaard auf dem Loze freie Bahn geben. Früh im Rennen attackierte Primož Roglič (Red Bull–BORA–hansgrohe), um im GC vorzurücken. Ein 13-köpfiger Ausreißerzug formierte sich, darunter Matteo Jorgenson (Visma) und später auch Ben O’Connor (Jayco AlUla).
Als der Hauptfeld den Col de la Madeleine erreichte, zog Visma das Tempo an. Vingegaard griff 4,5 km vor dem Gipfel an – Pogačar konterte locker, während Lipowitz den Anschluss verlor. Die beiden Favoriten holten Roglič ein und erreichten gemeinsam mit Jorgenson die letzte Steigung – den Col de la Loze.
Dann der taktische Fehler: Anstatt das Tempo hochzuhalten, wartete Vingegaard auf die Verfolger – Jorgenson fuhr weg mit O’Connor und Rubio. Doch der Amerikaner konnte später nicht helfen, während UAE aufholte. Pogačar blieb souverän.
Vingegaard griff – viel zu spät – erst 875 m vor dem Ziel an. Pogačar ließ sich nicht beeindrucken, konterte erneut und sicherte sich im Sprint wieder ein paar Sekunden Vorsprung.
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O’Connor siegt, Lipowitz verliert, Strecke gekürzt
Am Ende gewann O’Connor nach einer langen Solofahrt seine zweite Tour-Etappe, 1:45 Minuten vor Pogačar. Vingegaard verlor 9 Sekunden auf den Slowenen. In der Gesamtwertung bleibt Pogačar klar in Gelb. Der Kampf um das weiße Trikot (bester Jungprofi) spitzt sich dagegen zu: Oscar Onley (Picnic PostNL) holte gewaltig auf Florian Lipowitz auf, der unnötig viel allein fuhr – offenbar auf Anweisung seines sportlichen Leiters.
„Ich bin auf dem letzten Anstieg eingebrochen“, sagte Lipowitz. „Morgen machen wir einen neuen Plan.“
Die Etappe 19 am Freitag wird derweil verkürzt: Wegen einer Tierseuche am Col des Saisies (Maul- und Klauenseuche) und möglicher Proteste wird das Teilstück auf 95 km gekürzt – zwei von fünf Anstiegen entfallen.
Etappenresultat – Etappe 18, Tour de France 2025
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Ben O’Connor (Jayco AlUla) – 5:03:47
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Tadej Pogačar (UAE Team Emirates–XRG) +1:45
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Jonas Vingegaard (Visma–Lease a Bike) +1:54
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Oscar Onley (Picnic PostNL) +1:58
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Einer Rubio (Movistar) +2:00
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Felix Gall (Decathlon AG2R La Mondiale) +2:25
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Primož Roglič (Red Bull–BORA–hansgrohe) +2:46
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Adam Yates (UAE Team Emirates–XRG) +3:03
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Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) +3:09
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Sepp Kuss (Visma–Lease a Bike) +3:26
Gesamtwertung nach Etappe 18
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Tadej Pogačar (UAE Team Emirates–XRG) – 66:55:42
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Jonas Vingegaard (Visma–Lease a Bike) +4:26
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Florian Lipowitz (Red Bull–BORA–hansgrohe) +11:01
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Oscar Onley (Picnic PostNL) +11:23
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Primož Roglič (Red Bull–BORA–hansgrohe) +12:49
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Felix Gall (Decathlon AG2R La Mondiale) +15:36
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Kévin Vauquelin (Arkéa–B&B Hotels) +16:15
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Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) +18:31
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Ben Healy (EF Education–EasyPost) +25:41
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Ben O’Connor (Jayco AlUla) +29:19



