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Wie du so tust, als hättest du die komplette Tour gesehen – ohne je für eine Flachetappe aufzustehen

Von Monica Buck

Du willst als echter Radsport-Fan gelten – mit dem Wissen über Watt pro Kilo, hitzigen Debatten über Reifendruck und zustimmendem Nicken bei Aero-Socken – aber bitte ohne deine wertvolle Schlafzeit für diese sechsstündigen Flachetappen zu opfern, die sowieso in einem Massensprint enden, den du später auf Instagram siehst? Kein Problem. Hier ist dein Spickzettel:


1. Sprich die Sprache

Würze dein Frühstück mit Begriffen wie „Anfahrtszug“, „DSQ wegen Sticky Bottle“ oder „Windstaffel im Seitenwind“. Niemand merkt, dass du währenddessen sabbernd im Kissen lagst, während das Peloton durch endlose Sonnenblumenfelder rollte.


2. Nur die letzten 10 km anschauen

Überspring die Etappe komplett und schau dir einfach die 10-km-Zusammenfassung auf YouTube beim Zähneputzen an. Lern auswendig, wer attackiert hat, wer hinterherfuhr und wessen Anfahrtszug total versagt hat. Dann sagst du lässig: „Hast du gesehen, wie chaotisch der Sprint heute war?“ Klingt fast, als wärst du Carlton Kirby höchstpersönlich.


3. Sag: „Das echte Rennen beginnt erst in den Bergen“

Wenn jemand die heutige Etappe erwähnt, seufze tief und sag bedeutungsvoll: „Ja, aber das echte Rennen geht sowieso erst los, wenn’s in die Alpen geht.“ Sofort wirkst du wie ein Taktikexperte. Und niemand will zugeben, dass er für 200 km flache Straße früh aufgestanden ist.


4. Allgemeines Lob geht immer

Kommentare wie „Das war heute Sprinttaktik aus dem Lehrbuch“ oder „Beeindruckend, wie sie die Ausreißergruppe kontrolliert haben“ funktionieren bei absolut jeder Flachetappe. Einfach großzügig einsetzen.


5. Kenn die Crashs

Egal wie klein – wenn du weißt, wer gestürzt ist, klingst du sofort informiert. Einfach kurz den Unfallbericht checken. „Bitter für den Sprinter – hoffentlich ist er schnell wieder fit.“
Niemand stellt deine Hingabe infrage.


6. Rest-Day-Content niemals auslassen

Die Interviews am Ruhetag sind deine Goldgrube. Da wird eh alles zusammengefasst. Zitier einfach ein paar Fahrer, sag wer müde aussah – und du bist top informiert. Ganz ohne live zu schauen.


7. Letzter Tipp: Das ist kein Schummeln – das ist Effizienz

Denk an dich als Zeitfahrspezialist: maximale Wirkung bei minimalem Aufwand. Warum solltest du sechs Stunden mit Seitenwind-Warnungen verbringen, wenn du stattdessen ausgeschlafen bist für die echten Highlights an den Bergankünften?