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Die verrücktesten Fan-Geschichten der Tour de France

Von Martin Atanasov

Die Tour de France ist mehr als nur ein Radrennen. Sie ist ein lebendiges Spektakel voller Leidenschaft, Schmerz – und Menschen, die wunderbar verrückte Dinge tun. Ja, die Fahrer stehen im Rampenlicht. Aber hinter jedem Etappensieg und jeder legendären Bergankunft steht auch ein legendäres Publikum.

Einige Fans stehen am Straßenrand mit nichts als Körperfarbe und einer lauten Stimme, bereit, durch Raum und Zeit zu schreien.

Andere bringen Kuhglocken, Flaggen, aufblasbare Dinosaurier – oder, in einem besonders unglücklichen Fall, ein Pappschild, das das gesamte Peloton lahmlegte. Ob sie jubeln, weinen oder mitten im Anstieg ein Bier öffnen – Tour-Fans machen dieses dreiwöchige Chaos zu etwas ganz Besonderem.

Deshalb ehren wir das ikonischste Radrennen der Welt mit einigen der ikonischsten Fans und den verrücktesten Geschichten, die wir je gehört haben.


Der Opi-Omi-Crash (2021)

Manche Fans pushen Fahrer mit Anfeuerungen – andere schicken sie in den Graben.

2021 trat eine Zuschauerin zu nah ans Renngeschehen. Mit einem großen Pappschild – „Allez Opi-Omi“ – drehte sie sich fürs perfekte Selfie zur Kamera. Statt eines Fotos verursachte sie einen der schlimmsten Massenstürze in der Geschichte der Tour.

Tony Martin krachte als Erster in das Schild und riss Dutzende mit zu Boden. 50 Fahrer waren betroffen, 26 verletzt, 4 mussten aufgeben. Marc Soler brach sich beide Arme. Die Verursacherin floh, stellte sich später der Polizei und wurde zu 1.200 € Strafe (plus 500 €) verurteilt.

Merke: Großeltern ehren? Gerne. Aber vielleicht nicht auf Kosten des halben Pelotons.


Der Bierstopp mitten im Rennen (2023)

Etappe 14, Anstieg zum Col de Joux Plane. Alle leiden – außer Benoît Cosnefroy.

Als der Traum der Ausreißer zerplatzt, macht Cosnefroy das, was sich jeder Fan wünscht: Er hält an, klatscht Fans ab – und nimmt ein Bier an. Mitten im Rennen. Die Szene ging sofort viral, der Jubel war grenzenlos.

War das sportlich sinnvoll? Vielleicht nicht. Aber für den Tour-Spirit? 10/10.


Julien Bernards Zeitfahren der Liebe (2024)

In Etappe 7 durch seine Heimat Burgund stoppt Julien Bernard mitten im Einzelzeitfahren – um Freunde zu umarmen, seine Frau zu küssen und seinem Kleinkind zu winken.

 

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Die UCI? Weniger begeistert: 200 CHF Strafe für „unsportliches Verhalten“. Bernard konterte:

„Sorry, UCI, dass ich dem Sport schade – aber ich zahle gerne 200 Franken jeden Tag für diesen Moment.“

Ein Internet-Moment mit Herz.


Die Beefeaters in den Alpen (2019)

Statt Kuhglocke: royale Cosplay. Sechs britische Fans verkleideten sich als Beefeaters – rote Uniformen, Bärenfellhüte, volle Hingabe.

Beim Flashmob 2019 zu „Links Rechts“ tanzten Fans als Nonnen, Dinosaurier und Bananen – auf 9 % Steigung. Die Jury verlieh den inoffiziellen Preis für „größten Einsatz zur Belustigung des Pelotons“.

Fazit: Wer bei 30 °C in Militäruniform tanzt, liebt diesen Sport wirklich.


Zufälliger Ruhm (2010)

Ein paar Hobbyradler kurbeln gemütlich über die Route – als plötzlich Zuschauer „Allez! Allez!“ schreien, wie beim echten Rennen.

Der Grund: Die Anwohner dachten, das Rennen hätte begonnen. Oder sie wollten einfach anfeuern. Für die Amateure? Ein magischer Moment. Manchmal reicht es, sich wie ein Profi zu fühlen – auch ohne Peloton.


Café Welkom (seit 2009)

Jo Helsen und sein Team verwandeln seit 2009 die Pyrenäen in ein belgisches Party-Bierdorf. Ihr Camper „Café Welkom“ bringt Sound, Bier und Schweinebäckchen auf 2.000 Meter Höhe – kein Netz, keine Sorgen, nur Euphorie.

Sogar die Fahrer halten an. Die Stimmung: irgendwo zwischen Metallica-Konzert und Familienfeier in Lycra. Heaven on wheels.


Ein erstes Date auf der Champs-Élysées (2018)

Zwei kanadische Fans lernen sich online kennen – und treffen sich zum ersten Mal zur Finaletappe in Paris.

Zwischen Sonnencreme, Kuhglocken und 70 km/h schnellen Fahrern funkt es. Sie heiraten später – vermutlich mit Tandem-Torte.

Moral: Die Liebe findest du vielleicht zwischen Ausreißergruppe und Verpflegungszone.


Die Fans, die alles geben

Die Tour dreht sich um Wattzahlen, GC-Kandidaten und unfassbare Lungenkapazitäten – aber es sind die Fans, die dem Ganzen Geschmack geben.

Mit Kuhkostümen, Baguette-Verteilung oder Heiratsanträgen in der Feed Zone machen sie das Rennen einzigartig. Sie sind laut, leidenschaftlich, oft oben ohne – und genau deshalb so wichtig.

Du hältst ein Schild, verteilst kalte Biere oder bringst dein Date zur Etappe? Willkommen. Du bist jetzt Teil der Geschichte.

Und wer weiß – vielleicht erzählt bald jemand deine Geschichte.

Allez, allez, allez!