Der US-Radsport träumt wieder – und zwar groß. Mit einem Führungsteam voller WorldTour-Erfahrung und einer klaren Vision bringt das neu gegründete „Modern Adventure Pro Cycling“-Projekt frischen Wind in die amerikanische Radsportszene. Das Ziel: In spätestens fünf Jahren bei der Tour de France am Start stehen.
Ein Team mit transatlantischen Wurzeln
Das Team wird in den USA lizenziert sein, mit Standorten in Greenville (South Carolina) und Girona (Spanien). Bereits 2026 soll der Sprung in die ProTeam-Kategorie gelingen – also die zweithöchste UCI-Liga unterhalb der WorldTour.
Angeführt wird das Projekt von keinem Geringeren als George Hincapie, einer der bekanntesten Figuren des US-Radsports. Er bringt nicht nur Erfahrung aus 17 Tour-de-France-Teilnahmen mit, sondern auch eine klare Mission:
„Wir wollen das amerikanische Radsport-Revival einläuten und das Traum-Team für die Tour de France aufbauen – und zwar innerhalb von fünf Jahren“, so Hincapie bei der Teamvorstellung im Juni.
Das „Dream Team“ hinter dem Dream Team
Neben George Hincapie stehen weitere prominente Namen in der Teamführung:
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Rich Hincapie – General Manager & Operations
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Bobby Julich – Performance Director und Tour-de-France-Podiumsfahrer
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Alex Howes, Joey Rosskopf & Ty Magner – Ehemalige US-Meister, jetzt Sportliche Leiter
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Dustin Harder – Teambesitzer und glühender Radsportfan
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Luis Vargas – CEO des Hauptsponsors Modern Adventure
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David Millar – Ex-Profi, heute bei Factor Bikes, unterstützt das Projekt beratend
„Dustin hat fast ein Jahr lang nicht locker gelassen und gesagt: Ich meine es ernst“, erzählt George Hincapie. „Wir wollten einen langfristigen Plan – und jetzt legen wir los.“
George Hincapie (links) und Cadel Evans (rechts) feiern ihren Sieg in der Master-Kategorie nach der letzten Etappe des ABSA Cape Epic Mountainbike-Rennens 2017. © Profimedia
Ein ungewöhnlicher Sponsor mit globaler Vision
Der Titelsponsor Modern Adventure ist ein Luxusreiseveranstalter aus Portland, Oregon, der Erlebnisse auf der ganzen Welt bietet. Sport ist bislang nicht ihr Hauptfokus – aber mit einem eigenen Radsportteam bei Rennen in Europa und Amerika könnte sich das schnell ändern.
Kultur vor Resultaten: So entsteht ein Team
Bevor der Traum von der Tour Realität wird, steht eine andere Herausforderung an: Der Aufbau eines konkurrenzfähigen ProTeams mit mindestens 50 % US-Fahrern bis 2026.
„Wir wollen eine Kultur schaffen – es geht nicht nur um Leistung und Wattzahlen, sondern um den Menschen“, sagt Rich Hincapie.
Bobby Julich betont, wie hart das Niveau im ProTeam-Bereich ist:
„Es ist das härteste Pflaster im Weltradsport. Nicht WorldTour, nicht Continental – genau dazwischen. Da geht man schnell unter.“
Deshalb setzt das Team auf einen sorgfältigen Auswahlprozess: mehrere Gespräche, intensive Analysen, und ein klares Augenmerk auf Charakter und Einstellung der Fahrer.
Alex Howes ergänzt:
„USA Cycling ist gerade in einer seltsamen Phase, aber es gibt viele Rohdiamanten. Es macht Spaß, die Jungs anzurufen und zu sagen: Hey, willst du Radprofi werden?“
Joey Rosskopf macht klar: Die Talente kommen nicht aus bestehenden WorldTour-Teams, sondern aus der Nachwuchsbasis. Das Team will von Grund auf etwas Neues aufbauen – Jahr für Jahr.
Was kommt als Nächstes?
Derzeit liegt der Fokus auf Fahrerverträgen – die Teamaufstellung soll in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Eines ist aber jetzt schon klar: Dies ist kein kurzfristiges Projekt, sondern der Start eines langfristigen Aufstiegs.
„Wir machen uns keine Illusionen – das geht nicht über Nacht. Aber wir haben einen langen Anlauf und werden in den kommenden Jahren alles geben, um es zu schaffen.“